Oberlinrede

Persönlichkeiten beziehen Positionen zu aktuellen Themen in der Oberlinkirche

Einmal im Jahr – traditionell um den Reformationstag am 31. Oktober – laden wir Unterstützer unseres Hauses zur Oberlinrede ein. Seit 2012 kommen geladene Gäste in der Oberlinkriche zusammen, wenn Persönlichkeiten aus dem gesellschaftlichen und kulturellen Leben sowie aus Politik und Wirtschaft vor der Kanzel Position zu bestimmten aktuellen Themen beziehen. Diese können in Bezug zum Oberlinhaus und aktuellen Geschehen stehen. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Dialog und des gedanklichen Austausches mit dem Redner oder der Rednerin – und natürlich der anwesenden Gäste untereinander. Ziel ist es, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke aufzubauen. Zudem möchten wir auf gesellschaftlich relevante Themen aufmerksam machen.

Den Anfang machte 2012 Matthias Platzeck, damals Ministerpräsident des Landes Brandenburg. Seither haben uns zahlreiche Persönlichkeiten mit Ihrem Redebeitrag unterstützt. Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahr 2017.

Oberlinrede 2023

Star-Geiger Daniel Hope: Bildung ist unsere Arbeit für den Frieden

In seiner Oberlinrede am 09.11.2023 erinnerte Daniel Hope an den 85. Jahrestag der Reichspogromnacht. Der international bekannte Geiger nahm die geladenen Gäste mit auf eine Reise in seine weit verzweigte Familiengeschichte und hielt ein Plädoyer für Frieden, Offenheit und Mut. „Man kann nicht nur Noten spielen lernen – man kann auch Menschlichkeit lernen“, sagte er.

Der 9. November habe auch mit seinem Leben zu tun, so Hope. Die Frage nach seiner Identität falle bei ihm etwas länger aus: „Ich bin südafrikanisch-irisch-deutscher Katholik mit protestantischer Verschmelzung. Seine Großeltern waren jüdischen Glaubens und lebten in Berlin, bevor sie wegen der Verfolgung durch die Nationalsozialisten ins Exil nach Afrika gingen. Ein Vorfahre in 7. Generation war Michel Hirsch, der erste Rabbiner Potsdams.

Aus der Geschichte seiner eigenen Familie weiß Daniel Hope, was es bedeutet, wenn Humanität missachtet wird und Menschen von Terror oder Gewalt aus ihrer Heimat vertrieben werden. „Die Suche nach Gerechtigkeit bleibt eine dauerhafte menschliche Aufgabe. Ich will versuchen, mich dafür einzusetzen, dass niemand mehr seinen Glauben aufgeben muss, nur weil die Gesellschaft das mehrheitlich fordert“, so seine Botschaft. Nie wieder dürfe brutales Abschlachten von Menschen irgendwo auf der Welt akzeptiert werden. 

„Aber wie können wir heute überhaupt vom Frieden reden, in einer so zerrissenen und grausamen Welt?“, fragte er. „Lassen Sie uns gemeinsam an den Worten von Nelson Mandela festhalten: Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern. Durch Bildung können wir Vorurteile überwinden und Frieden fördern. Dies also ist unsere Arbeit für den Frieden.“ „Wir müssen gerade heute die Erinnerung wachhalten, in welchen Abgrund Unterdrückung und Diskriminierung führen können und gemeinsam versuchen, miteinander nach vorne zu schauen. Jeder kann etwas tun, damit die Welt ein klein wenig besser wird – hören wir nicht auf, damit anzufangen“, appellierte Daniel Hope zum Schluss seiner Oberlinrede.

Ich stehe hier und kann nicht anders!

Martin Luther, Augustinermönch, Theologieprofessor – und Reformator

In Anlehnung an dieses Luther-Zitat, entstand im Oberlinhaus 2012 die Idee der Oberlinrede. Als Martin Luther diese Worte dem Kaiser auf dem Reichstag in Worms 1521 entgegenhielt, ahnte er noch nicht, wie die Entstehung der reformatorischen Kirche das Gesicht der Welt verändern würde. Es war die Klarheit seiner Position, die den Reformer bestimmte und schließlich diesen Satz in die Geschichtsbücher brachte.

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Stefanie Hahn

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