Oberlinrede 2014 - Hermann Gröhe

Für den 4. November 2014 hatte die Oberlinstiftung den damaligen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe eingeladen, die Oberlinrede zu halten. Die Veranstaltungsreihe der Oberlinstiftung, die regelmäßig Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft einlädt, in Potsdam-Babelsberg Position zu einem gesellschaftlich relevanten Thema zu beziehen, fand in der Oberlinkirche statt.

20 Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung forderte der Minister in seiner Rede eine "Grundrenovierung des Leistungsgebäudes Pflege" und kündigte noch in der aktuellen Legislaturperiode eine "gründliche Novellierung" an. Außerdem bezog er Stellung in der aktuellen Debatte zur Sterbehilfe und bemängelte die vielen "weißen Flecken" auf der Landkarte in der Palliativmedizin und der Hospizangebote, besonders in den ländlichen Regionen.

Einander beistehen: Bei allem technischen Fortschritt, so der Minister in seiner Rede, sei Pflege zuallererst menschliche Zuwendung. Politik könne nur den Rahmen setzen für eine "menschliche Gesellschaft". Hilfe muss so geleistet werden, dass sie im Menschen Kräfte weckt und eine Entlastung für das pflegende familiäre Umfeld schafft.

Arbeitsbedingungen und Bürokratieabbau in der Pflege waren neben der Würde und Selbstbestimmung der Betroffenen weitere Schwerpunkte seiner Rede. Bei gleichen Leistungen und Beiträgen seien Lohnunterschiede in der Pflege in den alten und neuen Bundesländern erheblich. "Da muss etwas passieren", so Minister Hermann Gröhe. Er strebe zudem eine "Entrümplung der Pflegedokumentation" an. So könnten 40 Prozent an Formalitäten wegfallen, ohne dass dies Qualitätsverlust in der Pflege bedeutet.

Aktive Sterbehilfe: "Die bewusste Inanspruchnahme von Sterbehilfe werde momentan zu einem Akt der wahren Freiheit erklärt." so der Minister in seiner Rede. Diese Art der Diskussion berge letztendlich die Gefahr, dass organisierte Selbsttötungshilfe als Behandlungsvariante verstanden werden könnte. "Das lehne ich strikt ab", so der Minister.

Die anschließende Diskussion und der Empfang gaben den Gästen Zeit und Raum, sich über das Gehörte auszutauschen und selbst Stellung zu beziehen.