Oberlinrede 2015 - Katrin Göring-Eckardt

Als Katrin Göring-Eckardt, Vorsitzende der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen am Abend des 17. November 2015 die Oberlinrede in der Oberlinkirche zum Thema "Zeitenwende für unser Land: Was jetzt zu tun ist" hielt, stand diese ganz im Zeichen der aktuellen Ereignisse rund um die Flüchtlingskrise. Der Einladung der Oberlinstiftung waren ca. 100 Gäste gefolgt.

In der Tradition der klaren Rede skizzierte Katrin Göring-Eckardt Antworten auf die aktuellen Herausforderungen bei der Integration der Flüchtlinge und zog Vergleiche zu den Entwicklungen rund um die Deutsche Einheit. Zu den Anschlägen in Paris, bei denen vier Tage zuvor 130 Menschen ermordet und viele weitere schwer verletzt wurden, sagte sie: "Wir sollen glauben, mit den Menschen aus Syrien, dem Irak, aus Afganistan und Eritrea käme auch der Terror zu uns." Angesichts der Ankunft von fast einer Millionen Flüchtlingen bis November 2015, die vor Krieg, Gewalt, Hunger und Hoffnungslosigkeit geflohen sind, rief sie dazu auf, Veränderungen mutig anzugehen und die richtigen Schlüsse aus dem Zusammenwachsen von West und Ost für die anstehenden Aufgaben zu ziehen.

"Freiheit lässt sich nicht dauerhaft einsperren", stellte Katrin-Göring Eckardt fest. Noch als 14 Jährige, ein Kind der DDR, glaubt sie nicht daran, jemals frei über die Grenze gehen zu können. Doch mit 23 Jahren verschwindet das Land, in dem sie aufgewachsen ist. Ein bis heute persönlich nachwirkendes Ereignis für sie. Bei den Ereignissen in den Jahren 1989 und im Herbst 2015 unterscheiden sich das "Vorher" und "Nachher" gravierend, so die Politikerin. Das Deutschland vor der friedlichen Revolution war ein anderes als danach. Und auch nach der Ankunft der Flüchtlinge im Jahr 2015, wird Deutschkland anders sein als zuvor.
"Jetzt stehen wir hier und ahnen erneut: Unser Land wird sich verändern. Wir werden uns verändern. Wir stehen erneut vor einer Zeitenwende und haben es in der Hand, diese zu gestalten."

Was uns stark macht: "Auch die deutsche Einheit war kein Selbstläufer" resümierte Katrin Göring-Eckardt, aber dank dem Einsatz tausender ehrenamtlicher Helfer in der Flüchtlingskrise, ohne welche die deutschen Behörden gescheitert wären, macht sich Hoffnung breit. Als zu bewältigende Herausforderung nannte die Politikerin die Verständigung auf die grundlegenden Werte unseres Zusammenlebens: "Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, Religionsfreiheit, Gleichstellung der Frauen und Anerkennung von Homosexualität - alles das ist nicht verhandelbar", stellte Katrin Göring-Eckardt an diesem Abend fest.

Persönliche Einblicke: Abschließend gewährte Katrin Göring-Eckardt auch Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen. Gerarde letzte Woche, so erzählte sie, sprach sie mit ihrer Enkelin, die derzeit die 1. Klasse besucht, über die Hausaufgaben für den nächsten Tag. Der Buchstabe "F" sollte geübt werden: Frosch, Frau, Faden waren schnell gefunden. Auf den Vorschlag von Katrin Göring-Eckardt hin: "Wie wäre es mit `Flüchtling`?" antwortete ihre Enkelin: "Bei uns heißen die Yasin und Aidan!" Katrin Göring-Eckardt musste unweigerlich an die entsprechende Bibelstelle denken:"... ich habe dich bei deinem Namen gerufen..." Ja das sind Menschen. Jeder Flüchtling hat einen Namen.

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